Protest gegen neuen Unterrichtsstoff in Ungarn „Grundlehrplan einer Diktatur”
2020. február 15. szombat, 11:53
Ein neuer Lehrplan für Schüler hat in Ungarn massive Proteste ausgelöst. Denn das Papier erklärt Nation, Familie und Heimatschutz zu zentralen Erziehungszielen. Kritikern zufolge trainiert er den Kindern das Denken ab. – A cikk a Történelemtanárok Egylete álláspontját és az arra történt reakciót is idézi.
(…)
„Grundlehrplan einer Diktatur”
Ebenfalls Schwerpunkt: Heimatschutz und Wehrkunde. Die Schülerinnen und Schüler sollen verstehen, dass „die Verteidigung der Heimat nicht nur Aufgabe der Streitkräfte, sondern aller ungarischen Staatsbürger” sei. Am Ende der Schulzeit sollen Absolventen „stolz auf die Vergangenheit ihres Volkes” und in der Lage sein, „sich Beispiele für Selbstaufopferung und Heldentum im Verteidigungs- und Freiheitskampf der ungarischen Nation zu vergegenwärtigen”.
„Dass ein Grundlehrplan in einem solchen Maß eine verpflichtende Ideologie vorschreibt, hat es seit der Wendezeit nicht mehr gegeben”, kommentierte László Miklósi, der Vorsitzende der Geschichtslehrervereinigung, den Text gegenüber dem Portal HVG. Und der Vorsitzende der Vereinigung der Ungarisch-Lehrer, György D. Fenyö, schrieb in der Tageszeitung „Népszava”: „Dieser Lehrplan ist demokratiefeindlich. Er ist der Grundlehrplan einer Diktatur.” (…)
Auch Minister Kásler ist bislang nicht auf die aktuelle Kritik am neuen Grundlehrplan eingegangen. Sein Stellvertreter Bence Rétvári beschuldigte jedoch die Geschichtslehrervereinigung, sie sei vom US-Börsenmilliardär George Soros finanziert. Der Erziehungsstaatssekretär Zoltán Maruzsa sagte, die linksliberale Opposition sei gegen die Stärkung der nationalen Identität, weil sie stattdessen ein Europa voller Migranten und mit Schülern ohne nationale und Geschlechtsidentität schaffen wolle.
Das regierungsnahe Onlineportal Origo, bekannt für seine oft absurden Propagandatexte, bejubelte den neuen Grundlehrplan mit den Worten: „Endlich verbirgt er nicht mehr, dass wir Ungarn sind!”